Flurin Truog 100 Tage im Amt
Seit Mitte Juli ist Flurin Truog neuer Gesamtleiter des Alterszentrums Haus Tabea, nachdem sein langjähriger Vorgänger Markus Buck in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist. Flurin Truog kennt sich mit Fragestellungen rund um das Leben im Alter aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Abteilungsleiter bei Pro Senectute Kanton Zürich schon gut aus. Trotzdem warten mit der neuen Rolle als Gesamtleiter einer Alterseinrichtung noch einmal neue Herausforderungen auf ihn. Grund genug, sich beim 49-jährigen Familienvater und einstigen Absolventen der Hotelfachschule nach seinen Eindrücken nach 100 Tagen im Amt zu erkundigen.
Flurin, wie würdest du deinen Start im Haus Tabea und deinen ersten Eindruck beschreiben?
Es war zum Glück alles andere als ein Kaltstart! Ich hatte den Luxus, dass ich rund einen Monat Einführungs- und Übergangsphase hatte. Dadurch konnte ich mich einerseits mit genügend Zeit selber in gewisse Themen einarbeiten und andererseits konnte ich viel von meinem Vorgänger Markus Buck profitieren. Mein erster Eindruck war sehr positiv – ich wurde überall sehr nett empfangen.
Was hat dich in den ersten 100 Tagen am meisten überrascht?
Das Haus Tabea ist in vielen Bereichen sehr fortschrittlich aufgestellt. Technologisch ist man hier schon auf einem sehr guten Niveau, vor allem das Telefonie- und Ruf-System von Smart Liberty ist ein echter Mehrwert für alle – sowohl Bewohnende wie auch Mitarbeitende. Positiv überrascht war ich auch vom hohen Level in Bezug auf Prozesse. Und dann finde ich, dass hier eine gute Atmosphäre herrscht. Es wird ein freundlicher und höflicher Umgang gepflegt, trotz der Grösse empfinde ich das Tabea als familiär. Und noch etwas: im Tabea «müffelt» es nicht! Das ist etwas, worauf ich ziemlich allergisch bin…
Wo siehst du die grössten Chancen und Herausforderungen für das Haus Tabea in den nächsten Jahren?
Es gibt viele Herausforderungen, welche die ganze Branche betreffen: Fachkräftemangel, zunehmend komplexere Fälle von Bewohnenden, Verlagerung von stationär zu ambulant. Auch Pflegeinitiative und Pflegeheimplanung gehören dazu. Bezüglich Chancen kann ich sagen, dass das Haus Tabea mit seinen pflegerischen Dienstleistungen gut aufgestellt ist. Wir haben mit der Alterspsychiatrie ein überregionales Spezialangebot, das von den Gemeinden im Bezirk Horgen langfristig unterstützt wird.
Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?
Wenn man so nach den klassischen Einteilungen geht, dann würde ich meinen Führungsstil als Kombination aus partizipativ und kooperativ bezeichnen. Ich scheue mich aber nicht davor auch Klartext zu reden und Entscheidungen zu treffen, mit denen vielleicht nicht alle einverstanden sind. Ich mag lösungsorientiertes Vorgehen, jammern und sich beschweren über das, was nicht gut ist, bringt uns nicht weiter. Wichtig ist mir die Begegnung auf Augenhöhe. Und die Tabea-Werte «Respekt, Wertschätzung und Achtsamkeit» unterschreibe ich selbstverständlich ohne Umschweife.
Wie gestaltest du die Zusammenarbeit mit deinen Kolleginnen und Kollegen aus der Geschäftsleitung?
Besser wäre: Wie gestalten «wir» die Zusammenarbeit – es braucht für eine Interaktion ja mindestens zwei Personen. Aber konkret: Ich sehe mich in meiner Funktion als Gesamtleiter als Vermittler, Coach, Unterstützer, Sparringpartner… Aber auch als derjenige, der kritisch hinterfragt. Wir haben viel Knowhow sowie Berufs- und Lebenserfahrung in der Geschäftsleitung. Dieses Potenzial nutzen wir, um gemeinsam unsere Ziele zu erreichen. Das gilt übrigens für alle Mitarbeitenden vom Haus Tabea.
Wir haben dich bei den Mittagsansprachen an die Bewohnenden und an der Mitarbeiterveranstaltung als offen, locker und nahbar wahrgenommen. Würdest du deinen Kommunikationsstil auch so beschreiben?
Ich bin eher kein Freund der gesalbten Worte. Ich achte darauf, meinen Kommunikationsstil immer auch dem Gegenüber und der Situation anzupassen. Ich denke, dass ich da ziemlich flexibel bin. Ich kann sowohl sehr diplomatisch kommunizieren, aber auch sehr direkt und bodenständig sein. Es kann schon vorkommen, dass ich mal etwas als « en Sch…» bezeichne.
Welche Aspekte deiner neuen Rolle als Gesamtleiter findest du besonders spannend oder herausfordernd?
Alle! Die Bandbreite der Themen, die auf dem Tisch – oder besser auf dem Computer – landen, machen meinen Job sehr spannend und abwechslungsreich. Herausfordernd ist sicher, dass in einem Unternehmen wie dem Haus Tabea viele verschiedene Erwartungshaltungen, Ansprüche und Meinungen vorhanden sind. Dies alles unter einen Hut zu bringen, ist wohl die herausforderndste Aufgabe.
Unterscheidet sich die Realität nach 100 Tagen im Amt von den ursprünglichen Erwartungen an deinen neuen Job?
Gar nicht. Wenn’s so wäre, wäre das nicht gut. Dann hätten entweder der Stiftungsrat oder ich oder beide Seiten etwas ziemlich falsch gemacht… Ernsthaft: Es entspricht hundertprozentig dem, was ich erwartet habe.
Welche konkreten Ziele hast du dir für die nächsten 6 bis 12 Monate gesetzt?
Verschiedene. Sehr weit oben auf der Liste ist für mich der Bereich Pflege. Das ist unser Kernbusiness. Hier möchte ich sowohl auf Stufe Mitarbeitende wie auch Kader Stabilität und Kontinuität erreichen. Auf strategischer Ebene sind es Themen wie zukünftige Angebotsstrukturen, Pflegeheimliste 2027 oder der Umgang mit dem Fachkräftemangel. Hier gilt es in Absprache mit dem Stiftungsrat die richtigen Weichen zu stellen. Auf operativer Ebene wollen wir eine möglichst hohe Auslastung erzielen und gleichzeitig die Kosten im Griff haben, um den betriebswirtschaftlichen Erfolg zu gewährleisten. Das Thema Digitalisierung steht ebenfalls weit oben. Da sehe ich noch einiges an Entwicklungsmöglichkeiten hinsichtlich Abläufe, Effektivität und Effizienz.
Welche Botschaft möchtest du gerne an Mitarbeitende sowie Bewohnende und Angehörige nach deinen ersten 100 Tagen senden?
Ich freue mich wirklich sehr, dass ich hier sein darf und bin dankbar für all die Begegnungen und Gespräche, die ich sowohl mit Mitarbeitenden wie auch Bewohnenden erleben darf. Eine erste Gelegenheit zum Austausch mit Angehörigen hatte ich am 22. September anlässlich des Grillabends, zu welchem unsere Bewohnenden ja auch Familienmitglieder einladen durften. Unseren Mitarbeitenden möchte ich an dieser Stelle ein ganz grosses Dankeschön ausrichten. Ohne ihren täglichen super Einsatz für die Bewohnenden und das Haus Tabea als Ganzes wären wir nicht da wo wir sind. Und als Letztes: Der deutsche Politiker Klaus Siebold hat mal treffend formuliert, was ich allen in meinem Umfeld als Motto mitgeben möchte: «Ohne Humor kann man auch durchs Leben gehen. Macht aber keinen Spass!»
Uns hat das Interview mit dir, lieber Flurin, sehr viel Spass gemacht! Wir danken dir, dass du dir Zeit dazu genommen hast und wünschen dir für deine Zukunft im Haus Tabea viel Freude und Erfolg.