Heilsames Arbeiten im Therapiegarten

vom 04.07.2023

Im Frühling dieses Jahres realisierte die KERN Garten AG aus Horgen einen Therapiegarten rund ums Haus Tabea. Während es im Sinnesgarten schon jetzt kräftig wächst und blüht, starteten die Gäste des Tageszentrums kürzlich auch mit der Bepflanzung der Gemüsebeete. Hier zeigen wir auf, weshalb Gartenarbeit gerade für Menschen mit psychischen und/oder psychosozialen Einschränkungen besonders wohltuend sein kann.

„Kann ein Garten heilsam sein?“. Diese Frage stellte sich Nathalie Anker, leitende Mitarbeiterin der KERN Garten AG, zu Beginn ihrer Masterarbeit über Gestaltung und Management eines Therapiegartens. Ihre Antwort lautet kurz zusammengefasst: „Ja, denn ein Therapiegarten fördert Wahrnehmungen aller Art sowie soziale Kontakte. Seine Bewirtschaftung wird als sinnstiftend empfunden und trägt zur Erhaltung und Verbesserung motorischer Fähigkeiten bei.“ Ideale Voraussetzungen also, um einen Therapiegarten in einer Einrichtung wie dem Tageszentrum für Alterspsychiatrie gewinnbringend einzusetzen. Im Rahmen ihrer Masterarbeit entwarf Nathalie Anker deshalb im letzten Winter mit viel persönlichem Engagement ein massgeschneidertes Konzept fürs Haus Tabea, das im Frühling dieses Jahres nach ihren Plänen von der KERN Garten AG realisiert wurde.

Rundbeete für Blumen und Gemüse

Der Therapiegarten umfasst verschiedene Bereiche, die in die bestehende Aussenanlage rund ums Haus Tabea integriert wurden. Auf der Besucherterrasse befindet sich ein Hochbeet, das durch seine runde Form die Bewirtschaftung von allen Seiten durch mehrere Personen gleichzeitig erlaubt. Hier pflanzte eine Gruppe von Gästen des Tageszentrums in den letzten Tagen Salat und Radieschen an. Nadja Papst, die Leiterin des Tageszentrums, erzählt: „Beim Gärtnern wird in vielen Menschen das Kind-Ich geweckt. Das Arbeiten mit den Händen, die Berührung der feuchtwarmen Erde und auch das Schmutzig werden, erinnern uns an Vergnügungen aus Kindheitstagen und stimmen fröhlich. Unsere Gäste sind aktiv und kommen automatisch ins Gespräch miteinander, teilen Erinnerungen und Erfahrungen. So fördern wir ihr Wohlbefinden auf lockere und unterhaltsame Art.“ Bekanntlich sind Salat und Radieschen Gemüsesorten, die rasch und gut gedeihen, was auf eine baldige Ernte hoffen lässt. Welche Freude und welch ein Erfolgserlebnis für die Gäste des Tageszentrums, wenn sie die geernteten Produkte dann im Rahmen der Kochgruppe auch noch selbst weiterverarbeiten können. Doch nicht nur Gemüsebeete, auch Blumentröge warten auf die Bewirtschaftung durch Gäste des Tageszentrums. Die Blumentröge im Bereich der Demenzstation existieren zwar schon länger. Sie erfahren nun aber ein „Revival“ und ihre Bepflanzung mit Sommerflor wird gezielt ins Aktivierungsangebot eingebaut.

Ein Sinnesgarten für die Achtsamkeit

Die Masterarbeit von Nathalie Anker widmet sich auch dem Thema „Sinnesgarten“. Im entsprechenden Kapitel ist festgehalten: „Besonders im Alter sollten Sinneswahrnehmungen gefördert werden, da diese immer mehr abnehmen. Sogenannte Sinnespflanzen versorgen das Auge und mindestens ein weiteres Sinnesorgan mit charakteristischen, gut wahrnehmbaren Reizeinwirkungen. Diese Erregungen bewirken entsprechende Verarbeitungsprozesse im Gehirn.“ Der neue Sinnesgarten im Haus Tabea befindet sich im Bereich hinter der Kapelle und besteht aus mehreren Beeten unterschiedlicher Höhen und Formen, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen. So können auch Personen mit körperlichen Einschränkungen, die beispielsweise im Rollstuhl sitzen, die Beete bewirtschaften. Zudem befinden sich die Pflanzen so auf Augenhöhe. Das ist wichtig, da der Sinnesgarten nicht nur den Gästen des Tageszentrums zur Verfügung steht, sondern auch von den Bewohnenden des Alterszentrums genutzt werden soll. Menschen mit einer dementiellen Entwicklung sprechen auf Blumen in kräftigen Farben oder stark duftende Pflanzen wie Rosen und Lavendel sehr gut an; Kindheitserinnerungen und damit positive Gedanken werden geweckt. Unter Anleitung von Mitarbeitenden der Aktivierung sind für dementiell beeinträchtigte Menschen auch interessante Tast- und Geschmackserlebnisse möglich, beispielsweise beim Befühlen von moosartigen Gewächsen oder beim „Naschen“ von Erdbeeren. Im neuen Sinnesgarten vom Haus Tabea gibt es für Augen, Nase und Finger schon viel zu entdecken. Fürs fruchtige Geschmackserlebnis mit den Erdbeeren brauchts aber noch etwas Geduld. Denn die Erdbeeren sind eben erst gepflanzt worden und werden wohl erst im nächsten Sommer Früchte tragen. Doch mit all seinen anderen Pflanzen lädt der Sinnesgarten schon heute zum achtsamen Betrachten und Bestaunen ein und entfaltet so seine wohltuende Wirkung – für Bewohnende und Gäste des Tageszentrums gleichermassen wie für Mitarbeitende, Besucher oder zufällig vorbeikommende Spaziergänger.

 

Alterszentrum Haus Tabea
Schärbächlistrasse 2
8810 Horgen

T 044 718 44 44
F 044 718 44 45